Kae Tempest: The Line Is A Curve

Kae Tempest credit Wolfgang Tillmans

Erstes Album unter neuem Namen: „The Line Is A Curve“ von Kae Tempest

Das „t“ ist weg. Kae Tempest (früher: Kate Tempest) hat sich damit auch nach außen als nicht-binäre Person gekennzeichnet. Sie sehe sich weder ausschließlich als Frau noch als Mann. Es habe sie belastet, nicht sie selbst sein zu können. Sie litt an ADHS, Depressionen und Panikattacken „Es fiel mir schwer, mit meinem Gehirn in diesem Körper zu existieren“, sagen sie.

Kae Tempest und der Kreativpartner Dan Carey

Kae Tempest The Line Is A Curve Cover Fiction Records

„The Line Is A Curve“ ist nun also das erste Album unter neuem Namen. Es kommt einer Befreiung gleich. Musikalisch setzten sie weiter auf die bekannte Formeln: Sprechgesang über meist elektronische Soundgerüste, textlich virtuos, apokalyptisch in der Wirkung, aber stets getrieben vom Glauben an die Liebe als Erlösung. Es sei ein Album übers Loslassen. Über Schamgefühle, Ängste, Vereinsamung – und über das Sich-Fallenlassen: Kapitulation als Ausweg. Den zyklischen Gang von Zeit, Wachstum, Liebe zu akzeptieren.  Wie zuvor auch haben Kae Tempest bei diesem Album erneut mit Kreativpartner Dan Carey gearbeitet. Was dieses Album von seinen Vorgängern unterscheidet, ist die Tiefe, die die Stücke erreichen. In „Nothing To Prove“ tauchen Tempest tief ein in die Macht der Wortwirkung. Das Stück funktioniert wie ein Film in Slow-Motion. Alle Elemente sind überdeutlich dargestellt, es ist die absolute Konfrontation. Das große Ganze im Detail gespiegelt.

Zahlreiche Gäste

„These Are The Days“ hat ein Pink Floyd-Feeling. „Move“ ist harter Rave. Als Gäste haben sich Tempest Grae Chatten (für „I Saw Light“), Lianne La Havas („No Prizes“), Confucius MC („Smoking“) und ássia („Water in the Rain“) und Kevin Abstract („More Pressure“) ans Mikro geholt. Auch das sorgt für Abwechslung. Gerade letzterer Track sticht heraus. Der Song ist tanzbar, gerade zu groovy. Im abschließenden „Grace“ sprechen Kae über eine gezupfte Akustikgitarre über die Liebe. Ein Stück ist wie ein Gebet.

Kae Tempest haben sich nicht einfach nur von normativen Zuschreibungen befreit. Sie haben eine neue Dimension ihrer Kunst erreicht. Konkreter, präziser und bedeutender denn je.

„The Line Is A Curve“ von Kae Tempest erscheint am 08.04.2022 bei Fiction / Virgin Music. (Beitragsbild von Wolfgang Tillmans)

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